Mein Jahr im französischsprachigen Kanada

Ich habe ein Auslandsjahr in Kanada, dem Land der Seen, der unendlichen Weiten, des Ahornsirups, des Eishockeys und der kleinen gelben Schulbusse (im französischen Schulsystem „écoliers“ genannt) gemacht. 

Und genau so einen kleinen, süßen und klischeehaften Bus habe ich an meinem ersten Schultag genommen. Das war ein guter Start in einen sonst katastrophalen Tag. Nicht nur, dass alle französisch gesprochen haben, was ja zu erwarten war, sondern, dass alle kanadisches Französisch mit mir gesprochen haben und ich mir teilweise nicht sicher war, ob das überhaupt etwas mit dem mir bekannten Französisch zu tun hatte. Beim kanadischen Französisch werden Wörter sehr unterschiedlich zu dem uns bekannten Französisch betont und ausgesprochen, außerdem tauchen vollkommen unerwartet auch noch ab und zu englische Worte darin auf. 

Zum Glück konnte ich mich überraschend schnell in das kanadische Französisch hinein hören und beginnen das „Highschool“-Leben kennen zu lernen. Hier haben mich so einige Überraschungen erwartet. Das Schulsystem ist anders als unseres – es ist mehr übungs- und praxisorientiert und es gibt zahlreiche für uns ungewöhnliche Unterrichtsfächer wie Yoga, Kriminologie, Schweißen oder Karriereplanung. An meiner Schule hat jeder fünf Schulfächer am Tag und genau diese fünf Fächer hat man dann ein halbes Jahr lang jeden Tag. Dieser immer gleiche Tagesablauf hat mich manchmal so irritiert, dass ich mehr als einmal nicht wusste, welcher Wochentag gerade ist.

Was jedoch immer überraschend kam war, wenn der sonst so wunderhübsche, klare, blaue, kanadische Himmel nicht mehr ganz so klar war und wir einen „Snowday“ (einen Tag schulfrei) bekamen, da es aufgrund von Schnee und Eis für die Schulbusse zu gefährlich war zu fahren. 

Ich genoß meine Zeit in Kanada sehr, freute mich im Winter aber auf den Frühling, wenn es mal wieder wärmer als minus 25 Grad ist und sich nicht mehr an jeder Straße eine riesige Schneewand auftürmt.

Ich bin unglaublich dankbar all dies erlebt haben zu dürfen und auch dafür, dass das Fichte-Gymnasium mich, obwohl ich von der Schule befreit war, auch in der Ferne noch bei der Kurswahl unterstützte.

Maya Bergdolt