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Mit Stop-Motion-Videos gegen Menschenhandel

3. Platz beim Schülerwettbewerb des Landtags

In Deutschland haben wir doch kaum Probleme mit Menschenhandel, oder? Falsch! Im Rahmen eines fächerübergreifenden Projekts bei Frau Schweda beschäftigten sich die Schüler/innen der 10c einige Wochen intensiv mit dem Thema Menschenhandel im Rotlichtmilieu. Während in Gemeinschaftskunde vorrangig inhaltliche Aspekte des Themas beleuchtet wurden, fertigte die Klasse im Kunstunterricht kritische Stop-Motion-Videos an und nahmen am Schülerwettbewerb „Komm heraus, mach mit“ des Landtags von Baden-Württemberg zur Förderung der politischen Bildung teil. Zwei Gruppen konnten hierbei einen Erfolg erzielen und einen dritten Platz belegen. Vom Schulleiter Herr Wehrmann überreicht, bekamen alle Preisträger eine Urkunde und einen Buchpreis.

Das eine Gewinnervideo handelt von einem russischen Jungen, der eines Tages auf dem Weg vom Bolzplatz nach Hause entführt wird. Ein Lieferwagen hält neben ihm, ein fremder Mann steigt aus, packt den kleinen Jungen und überwältigt ihn. Der Lieferwagen fährt nach Italien. Dort halten die Verbrecher den Jungen fortan in einem einsam gelegenen Haus gefangen und verkaufen seinen Körper. Ein ganz schön harter Stoff. Doch Eoin Kaiser, Aaron Mesfine und Patrick Rassel gelingt es den richtigen Ton zu treffen und die Geschichte sensibel zu erzählen. Besonders die Sprecherstimme des vor kurzem geflüchteten Mitschülers mit dessen echten Akzent verleiht dem Video eine besondere Authentizität. Ebenso überzeugte die Gruppe mit ihrer individuellen Ästhetik. Minimalistische Drahtfiguren bewegen sich in einer dreidimensionalen Kulisse.

Das andere Gewinnervideo von Arafat Akbar, Caya Herold, Alexandra Krüger und Tchabuki Pkhakadze unterscheidet sich nicht nur in seiner zweidimensional animierten Kohlenzeichnung, sondern erzählt eine ganz andere Geschichte. Eine jugendliche Frau verliebt sich Hals über Kopf in einen jungen, charmanten Mann. Die beiden beginnen eine Beziehung und es gelingt ihm zunehmend sie von ihrer Familie und ihren Freunden zu isolieren. Dass er manipulativ handelt und es nur auf seinen eigenen Profit abgesehen hat, ahnt die Verliebte nicht. Doch irgendwann zeigt der Mann sein wahres Gesicht: Er zwingt die junge Frau ihren Körper an Fremde zu verkaufen, wobei er den gesamten Profit kassiert. Die klassische „Loverboymasche“. Als wäre die Geschichte nicht schon dramatisch genug, wird die Frau auch noch schwanger und infiziert sich mit HIV. Die Geschichte hat kein Happy End. Vielmehr gelingt es dem Video beim Betrachter eine starke Betroffenheit auszulösen. Die Gruppe wurde, was die Machart des Videos angeht, stark vom südafrikanischen Künstlers William Kentridge inspiriert, der großformatige Kohlezeichnungen anfertigt, diese schrittweise weiterzeichnet bzw. verwischt, nach jeder Änderung ein Foto davon schießt und die Bilder im Anschluss zu einem flüssigen Videos animiert.

C.Schweda