Du möchtest nach dem Abi ins Ausland, weißt aber nicht wie? Oder du möchtest einen Freiwilligendienst absolvieren, aber bitte nicht in Deutschland? Wir hätten eine Idee für dich!
Hallo! Wir sind Alisa und Léa, haben im Jahr 2023 am Fichte Abitur gemacht und waren beide als Freiwillige im Rahmen des Europäischen Solidaritätskorps (ESK) im Ausland. Das Programm wurde von der Europäischen Kommission ins Leben gerufen, um jungen Menschen aus Europa die Möglichkeit zu geben, eine Zeit lang im Ausland zu leben und dort Erfahrungen zu sammeln. Das Beste daran: Es ist komplett finanziert!
Léa: Ich wusste schon lange vor dem Abi, dass ich möglichst weit weg von zuhause ins Ausland möchte. Und seit dem Frühjahr 2022 wusste ich, dass es das ESK werden soll. Das Programm kannte ich bereits seit ein paar Jahren, da die Jugendorganisation, bei der ich ehrenamtlich aktiv bin, selbst Freiwillige aufnimmt und entsendet. Ich habe daher einige (ehemalige) Freiwillige kennenlernen dürfen und habe durch sie viel über das Programm erfahren. Da ich aber erst im November 2022 18 Jahre alt wurde, also einige Monate nach dem Abitur, habe ich mich dazu entschieden, nur etwa ein halbes Jahr ins Ausland zu gehen. Ich fing also erst im September 2022 an, mich auf Projekte zu bewerben. Tatsächlich war dies bei mir ein sehr langer und aufwändiger Prozess, der letztendlich dazu geführt hat, dass ich mich im Dezember recht kurzfristig zwischen drei Projekten entscheiden durfte. Und so kam es, dass es mich Mitte Januar nach Luxemburg verschlug. Ich arbeite hier bei Ärzte ohne Grenzen, beziehungsweise Médecins Sans Frontières (MSF), einer humanitären Hilfsorganisation. Als Teil des Communication Department bin ich für eine Radiosendung zuständig, die alle zwei Monate bei einem lokalen Radiosender ausgestrahlt wird. Konkret heißt dies, dass ich erst über das angedachte Thema recherchiere, anschließend das Skript für die Moderatoren schreibe, Interviewpartner suche und die Interviews führe, bei der Aufnahme des Skripts assistiere und zum Schluss die einstündige Sendung mit einem Audioprogramm zusammenschneide. Da ich später in die Richtung des Journalismus gehen möchte, bin ich sehr glücklich darüber, hier alle möglichen Erfahrungen sammeln zu dürfen. Ich lerne zum einen mehr über die Entstehung von Radiosendungen und darf mich hier ein wenig austoben, schnuppere aber gleichzeitig auch in die Öffentlichkeitsarbeit einer NGO hinein. Nachdem ich in der Vergangenheit Praktika in Redaktionen absolviert habe, ist es super spannend, auch einmal „die andere Seite“ zu erleben.
Da Luxemburg nur ein sehr kleines Land ist, gibt es hier auch vergleichsweise wenige europäische Freiwillige (aktuell sind wir gerade einmal 36). Mit 11 von ihnen wohne ich in einer Art Wohnheim etwas außerhalb von Luxemburg-Stadt. Mit so vielen Mitbewohner:innen zu leben ist definitiv spannend und einem wird nie langweilig! Auch bei MSF bin ich nicht alleine, denn an meiner Seite steht eine Freiwillige aus Frankreich. Wir teilen uns zwar kein gemeinsames Aufgabenfeld, jedoch genieße ich den Kontakt zu ihr sehr. Generell ist es sehr spannend, in Luxemburg neue Leute kennenzulernen, denn dieses kleine Land ist extrem vielfältig. Mal abgesehen von den etwa 200.000 Pendlern, die jeden Tag ins Land kommen, leben hier sehr viele Menschen mit Migrationshintergrund. Die meisten Leute sprechen hier mindestens vier Sprachen: Luxemburgisch, Französisch, Deutsch und Englisch. Total spannend!
Anfangs hatte ich nicht wirklich „geplant“, nach Luxemburg zu kommen. Ich wollte streng genommen gar nicht in ein frankophones Land, denn ich wollte zwischen AbiBac und einem französischen Studium eine kleine Pause machen und eine andere Sprache entdecken. Jedoch habe ich im Bewerbungsprozess für meinen Freiwilligendienst eines gelernt: Manchmal sollte man einfach offen dafür sein, was das Schicksal in Petto hat. Letztendlich habe ich mich nicht für den Ort, sondern für das Projekt entschieden. Und es hat sich definitiv als die beste Entscheidung herausgestellt, auch wenn ich nicht einmal vier Stunden von Zuhause entfernt bin. Mein Französisch verbessert sich in meinem Projekt stetig, und auch der Journalismus als Zukunftswunsch hat sich bestätigt. Nach nur zwei Monaten habe ich hier einiges gelernt, bin über mich selber hinausgewachsen und mache jeden Tag viele neue und wichtige Erfahrungen. Mein Ich von vor einem halben Jahr würde gar nicht mehr aus dem Staunen kommen, da bin ich mir sicher!
Alisa: Genau wie Léa war ich mir schon sehr früh sicher, dass ich nach dem Abitur ein Jahr im Ausland leben möchte. Wie genau ich meinen Traum realisieren werde, war mir lange unklar. Durch Léa und eine Infoveranstaltung habe ich den ESK und gleichzeitig meine Entsendeorganisation kennen und lieben gelernt. Nachdem ich vom Programm überzeugt war, habe ich mich bei meiner Entsendeorganisation beworben und dann ging es schon los mit der Projektsuche. Mithilfe eines Onlineportals und Newslettern wurde es zur Tradition, montagmittags Projektbeschreibungen zu lesen, mein Motivationsschreiben anzupassen und die Bewerbungen abzuschicken.
Zu Beginn lautete mein Ziel: „Ich gehe überall hin, nur nicht nach Frankreich.“ Während der Bewerbungsphase wurde mir immer klarer, dass für mich das eigentliche Projekt einen größeren Stellenwert hat, als das Land. So kam es, dass ich mein erstes und einziges Bewerbungsgespräch mit der Organisation geführt habe, die mich dann tatsächlich auch aufgenommen hat – dadurch war die Bewerbungsphase nach etwa einem Monat abgeschlossen.
Seit September letzten Jahres arbeite ich für einen „tiers-lieu“ in der Normandie in Frankreich. Das ist ein von Bürgern kreierter Ort, in dem sich vor allem Vereine treffen, versammeln, austauschen und Ressourcen, Fähigkeiten und Wissen teilen. Ein Teil meiner Arbeit besteht darin auf sozialen Netzwerken für vor Ort realisierte Aktivitäten und Veranstaltungen zu informieren, sie zu valorisieren und für sie zu werben. Ich animiere zwei verschiedene Workshops (Kunst und Fotographie) und bin einen Tag pro Woche in einer Zirkusschule aktiv, in der ich trainiert werde und vor allem auch Training gebe. Zudem gebe ich an Schulen Deutschunterricht und nehme an Sprachkursen an einer Universität teil. Ich unterstütze beim Animieren von europäischen Mobilitätsevents, werbe und informiere an Schulen für den ESK. An einem Nachmittag der Woche nehme ich selbst an angebotenen Workshops teil und lerne viel Handwerkliches im Rahmen von aktiven Renovierungsarbeiten im „tiers-lieu“ (hier bauen wir Zäune, schleifen, sägen, streichen und arbeiten besonders viel mit Holz).
Ich liebe die Vielfältigkeit meiner Arbeit und auch meine Kollegen, dank Ihnen fiel mir die Integration sehr leicht. Ich wohne in einer WG, in einem Privatgebäude einer Schule mit zwei anderen Freiwilligen, die sehr gute Freunde geworden sind und ohne die ich mir hier ein Leben gar nicht mehr vorstellen kann.
Ein europäischer Freiwilligendienst ist so viel mehr als arbeiten, Menschen, Kultur, Sprache und Sprache kennenlernen wie es überall immer so schön heißt, wenn für ein Auslandsjahr geworben wird.
Das Jahr für mich ist jetzt schon eine Zeit, in der ich zu einer ganz anderen Person geworden bin, in der ich mich selbst besser kennenlernen durfte, in der ich über mich hinausgewachsen bin, eine Erfahrung, die meine Erwartungen maßlos übertroffen haben. Ich habe erfahren dürfen wie es sich anfühlt, im Rahmen von Seminaren gleichzeitig mit anderen Freiwilligen aus über 10 Ländern zu lachen, zu feiern, zu reden und im Austausch produktiv Inhalte zu erarbeiten – ich habe gelernt wie bereichernd es ist, so viele unterschiedliche Lebensgewohnheiten kennenzulernen, in einem Satz drei Sprachen zu sprechen und mithilfe des Kontextes auch italienisch oder finnisch zu verstehen.
Vielleicht kann man es so zusammenfassen: Ich habe gelernt mir ein neues Leben im Ausland, 1000 km entfernt von meiner Familie und meinen Freunden aufzubauen und überaus glücklich zu sein. Das Projekt anzunehmen war definitiv die beste Entscheidung, die ich vor einem Jahr hätte treffen können.
Du möchtest auch Teil des Europäischen Solidaritätskorps werden?
Alle 18-30 jährigen mit Wohnsitz in einem der EU-Mitgliedsstaaten können Freiwillige im Rahmen des ESK werden. Du musst aber erst zu Beginn deines Freiwilligendienstes 18 Jahre alt sein, du kannst dich also schon vorher auf der Suche nach deinem Traumprojekt machen. Dafür ist es notwendig, sich zuerst eine Entsendeorganisation zu suchen, die dich von Anfang an unterstützt. Anschließend registrierst du dich im Europäischen Jugendportal. Dort gibt es eine Datenbank, bei der alle Projekte hochgeladen werden. Du findest eine breite Vielfalt an Optionen: Von sozialen Projekten wie Kindergärten oder Schulen bis zu ökologischen Projekten im Umweltschutz gibt es alles. Gefällt dir ein Projekt, bewirbst du dich dort. Wirst du angenommen, kann es auch schon losgehen. Und keine Sorge: Du bekommst durch das Projekt eine Unterkunft gestellt, sowie monatliches Essens- und Taschengeld und wirst während deines kompletten Freiwilligendienstes von deiner Entsende- und Aufnahmeorganisation und vor allem von deinem Tutor unterstützt. Und deine Fahrtkosten bekommst du ebenfalls erstattet. Dein eigener Geldbeutel bleibt also geschont!
Mehr Infos findest du auch hier: https://youth.europa.eu/solidarity_en
Noch Fragen? Frau Lanske gibt dir gerne unsere E-Mail Adressen weiter!